SO. 08.04.12 OSTGUT TON

up: ostgut
STEFFI (Ostgut Ton, Panorama Bar / Berghain, Klakson Records, Berlin) VIRGINIA (Ostgut Ton, Panorama Bar / Berghain, Berlin) KALI AVAAZ (Leipzig)
down: ton
RYAN ELLIOTT (Ghostly, Spectral Sound) MARCEL FENGLER (IMF, Mote Evolver) SUBʞUTAN (IfZ)

Start: 23:00 | add to Cal


OstgutTon

Ein Blick auf das OstgutTon-Lineup dieses Jahres lässt einen Geschlechterkampf vermuten. Bleibt zu hoffen, dass sich alle der Gender-Thematik bewusst sind, so dass wir uns an dem Abend dem Kern der Sache widmen können: der Musik. Doch wie kann man diese in ihren Eigenschaften charakterisieren? Vielleucht so: während sich House vom Minimalismus-Fetisch endgültig befreit und sich die lang vermisste Wärme wieder durchsetzt, geht Techno immer tiefer, wird dunkler und kälter.

Berlin ist, was beide Richtungen angeht, noch immer richtungsweisend. Das Label OstgutTon tut seit einigen Jahren gut daran, sich nicht vom Hype beeinflussen zu lassen, sondern ihn ungewollt selbst zu schaffen. Das Prädikat "Berghain-Techno" ist zu einem guten Teil eben dieser Plattenschmiede zuzuschreiben. Dabei geht das musikalische Spektrum doch weit über dieses Etikett hinaus: Von Ambient und Experimental über großspurig-funktionale Techno-Bretter bis hin zur charmanten House-Liebelei ist alles dabei. Was die vertretenen Künstler und deren Produktionen aber stets verbindet, ist eine gewisse Ernsthaftigkeit und mehr oder weniger dreckiger Sex-Appeal.

Zurück zu den Darstellern: Obwohl die Gäste eine satte Brise Berliner Luft mitbringen werden, haben sie ihre Residencies in Berghain und Panorama Bar ganz bestimmt nicht erhalten, weil sie „so nach Berlin klingen“. Stattdessen zeichnet sie alle ihre stilistische Eigenständigkeit aus. Steffi hat mit ihrem Label Klakson schon früh bewiesen, dass ihr musikalischer Horizont Stil-Dogmen verneint. Auch wenn die aktuellen Veröffentlichungen auf ihrem Dolly-Label selten an die frühere Electro-Ästhetik anknüpfen, führen sie den analog-warmen, aber roughen Sound fort, der sich auch durch ihre eigenen Produktionen zieht. Die Melancholie von Detroit und der Sex aus Chicago haben deutliche Spuren hinterlassen, ohne dass ihre Stücke dabei wie Neuauflagen klingen. Die authentische Stimme von Virginia geben den Produktionen und DJ-Sets von Steffi ein regelrecht menschliches Antlitz. Diese Kombination aus Warehouse-Sound und unmittelbarer Emotionalität ebnete dem Titel "Yours" in 2011 dann den Weg auf jeden namhaften Dancefloor. Support bekommen die beiden Damen von Kali Avaaz, die einen ausgeprägten Sinn für Deepness und Schwere hat, aber mit melodiöser Schönheit immer wieder Kontraste zu setzen vermag und dadurch Spannung aufbaut.

Ganz anders dürfte es im Souterrain zur Sache gehen: Ryan Elliott hat bereits im letzten Jahr mit ungestümen Gesten den Keller zum Bröckeln gebracht. Der impulsive Charakter steht für exzessiv-ausschweifende Techno-Eskapaden in Tradition des energetischen Detroit-Sounds. Seine Impulsivität überträgt er dabei immer auf sein Publikum, dem er im richtigen Moment Zunder gibt oder Luft zum Atmen lässt. Marcel Fengler hingegen ist eher jemand, der sein eigenes Tun gern auch mit etwas Abstand betrachtet: Mit Weitsicht schaut er auf Zukünftiges und Vergangenes, um das Zeitlose zu finden. Davon zeugen seine sorgfältigen Produktionen, die neben funktionalem Techno auch weit in die Bereiche von Electro und experimentellem Ambient streifen. Ein straightes Techno-Set kann somit dem fengler'schen Anspruch nicht genügen, Techno ist lediglich sein Fundament, auf dem andere Stile gleichberechtigt Platz finden.

Subkutan legte 2011 in der Leipziger Techno-Szene einen Hochstart hin - seine Standhaftigkeit tritt er in diesem Jahr zu beweisen an. Mit düsterem Techno Berliner Spielart ist er in Leipzig bei vielen Leuten angedockt. Nun dürfen wir gespannt sein, mit welchen Kontrasten er das unterkühlte Kellerklima durchbricht - damit die gefürchteten Geschlechterstereotypen nicht allzu sehr überhandnehmen.

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