SA. 07.07.07 DREIKOMMANULL & ACCESS RHYTHM

up: dreikommanull:
RYAN CROSSON AKA BERG NIXON (m-nus, Telegraph, Trapez, Detroit) BENET (Idealfun) MENTELL (Dreikommanull, elipamanoke, Leipzig) KLEINSCHMAGER AUDIO (Dreikommanull, rrygular, Mo's Ferry, Leipzig)
down: Access Rhythm:
JIMMY EDGAR - LIVE (Warp, !K7, Detroit) HEADNOAKS (Blackred, Antizero) STEVE K (Distillery, Syntax, Leipzig)
outdoor: Chill:
BENé (Riotvan, Ortloff, Mod.Civil, Leipzig)

Start: 23:00 | add to Cal


Bum Bum Doing Klack – Ryan Crosson aka Berg Nixon oder: Wie die Flipperkugel klingt

Vor einiger Zeit träumte ich eines Nachts ich wäre eine Flipperkugel. Ich spürte wie ich mit Schwung angestoßen wurde und dann begann ganz plötzlich die rasante Reise durch den Flipperautomaten. Ich sah mich wohlgemerkt nicht von oben oder außen, sondern erlebte alles direkt und sehr intensiv aus der Perspektive des kleinen Balls, wie er durch die Maschine schnippste. Ich war der Ball. Schwungvoll rollte ich gegen Hindernisse verschiedenster Beschaffenheit und prallte von ihnen ab, um im nächsten Augenblick von einer kleinen an einer Sprungfeder befestigten Platte durch den halben Automaten geschleudert zu werden, bis ich an die nächste Bande oder den nächsten Gegenstand doingste. Ein verrücktes Gefühl, aber ganz klar, immer geradeaus bis zur nächsten Ecke oder dem nächsten Hindernis, dann wieder los, straight forward, nichts konnte mich aufhalten ... außer: ein weiterer Stopp, der sich unerwartet und aufrecht wie ein kleiner Soldat in meinen Weg schob.

Als ich das erste Mal den Sound von Ryan Crosson hörte, fühlte ich mich sofort an diesen Traum erinnert. Seine Musik ist der Soundtrack zu meinem Flipperkugeldasein. Da schnippst und klickert es, doingst und rummst auch mal ein bißchen, jedoch immer geradlinig, ein Sound, der in seiner Klarheit verspielt ist. Minimal, versteht sich. Die zweite Assoziation, die ich beim Hören von Ryans Musik hatte, war wie sie sich an einem Samstagabend in der Distillery anhört. Ich dachte an die vielen Minimalliebhaberinnen und –liebhaber, die sich dort gern die Nächte um die Ohren schlagen. Tatsächlich konnte ich den ein oder anderen vor mir sehen, wie er oder sie zu Ryans Musik tanzte, mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Irgendwie ist es so klar wie der Sound selbst, dass jeder, der minimale Klänge inspirierend findet, sich bei Ryans Beschallung wohl fühlen muss.

Der junge Detroiter nennt sich auch gern mal Berg Nixon und ist auf drei Labels zuhause: m-nus, Telegraph und Trapez. Wie die Meisten startete er seine Musikkarriere als DJ und entschied dann, es war im Herbst 2003, selbst zu produzieren. Wirft man einen Blick auf die Künstler, die ihn beeinflussen, leuchten ganz automatisch wieder die Minimal-Augen: Troy Pierce, Magda, Ricardo Villalobos, Matthew Dear und Guido Schneider. Aber hallo, das heißt noch lange nicht, dass hier jemand die Lorbeeren der anderen ausquetscht und es dann seine eigene Musik nennt. Ryan Crosson aka Berg Nixon geht seinen eigenen Weg, seine Musik hat Charakter, schlägt sich geradewegs durch den Minimaldschungel, doingst hier und da gegen den ein oder anderen Künstler, streift ihn durch einen Remix, um dann wieder motiviert weiter zu schnippsen - mit ungetrübter Leichtigkeit nach vorn. Wie die Flipperkugel.

http://www.ryancrosson.com
http://www.myspace.com/ryancrosson
http://www.m-nus.com

Text: Maren Probst


Wie schafft man es eigentlich als Normalmusikliebhaber heute noch klar zu kommen? Aus allen Ecken wird scharf mit neuen Namen und digitalen Klanghäppchen geschossen. "Kennste den schon?" ist zum Symbolsatz meiner Überforderung avanciert und immer häufiger in der letzten Zeit lautet meine erste Antwort "Nein!" Für meine zweite Antwort habe ich mir eine kleine gemütliche Ecke eingerichtet, in der ich mich entspannt zurücklehne und den alltäglichen Outputwahnsinn wie ein leichtes Sommerlüftchen an mir vorbei wehen lasse. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass ich ein paar Jahre im Verzug bin und erst heute über eigentlich alte Bekannte stolpere.

Jimmy Edgar ist so ein alter Bekannter. Naja, so alt nun auch wieder nicht. Mit seinen 22 Jahren ist er eher ein Jungspund im globalen Musikzirkus. Und dennoch hat er sich auf meiner Aufmerksamkeitsliste stetig nach oben gearbeitet. Den Absprung vom verfitzten Namensquirl in meinem Kopf hin zur realen Musik in meinen Boxen hat er im letzten Jahr mit seinem auf Warp erschienenen ersten Album "Colorstrip" geschafft. Vor allem seine skalpelscharfen Cuts in Verbindung mit dem ultramelodischen Einsatz von Synthies fesselten mich von der ersten Sekunde. Das ist mal eine erfrischend neue Brise im elektronischen Musikland. Dabei lässt sich Edgar gar nicht erst auf irgendwelche Kategorisierungsversuche ein und zieht uns ganz unverschämt die Augenbrauen hoch. Darf man das überhaupt noch aussprechen? Pop! Pop? Ja genau, Pop! Und als ob das noch nicht reicht: "R'n'B-Electro-Pop".

Aber er wäre nicht Jimmy Edgar, wenn das böse kleine Wörtchen hier nicht dermaßen neu definiert werden würde, dass man hinter jeder Ecke die eigene vorzeitige Skepsis wie Seifenblasen in die Luft sprühen könnte. Sein Sound ist dunkel, lasziv und dreckig. Die Vocals kommen elektronisch verzerrt und konkretisieren überraschend gesetzte Synthiehooklines. Genau diese Überraschungsmomente sind es dann auch, die Jimmy Edgar so hörenswert machen. Man weiß einfach nicht, was da auf einen zugerollt kommt. Im Klub schöpft er so aus dem Reservoir seines Musikuniversums und verknüpft den technoiden Sound seiner Heimatstadt Detroit mit eben diesen Elektropopakzenten. Dazwischen finden sich immer wieder Referenzen zum HipHop, welche sich aber verstört und unentspannt anfühlen und so gar nicht in die üblichen Raster passen wollen.

Wenn Jimmy Edgar für euch bis jetzt auch nur ein Name von vielen war, solltet ihr die Möglichkeit nutzen und euch in der Distillery eine kleine, große Schweißperle auf der Tanzfläche abholen. Es lohnt sich.

http://www.jimmyedgar.com
http://www.warprecords.com/artists/biog.php?artist=je

Text: My.Gucci.Boyfriend


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